Public Eye untersucht in seinem Firmencheck "Blackbox Online-Modehandel" 10 grosse Online-Unternehmen auf ihre Transparenz, Zahlung von Existenzlöhnen, Arbeitsbedingungen in der Logistik und Nachhaltigkeitspolicy bei Retouren.
Die Recherche zum Online-Modehandel zeigt: Es besteht dringender Handlungsbedarf, denn die Online-Konzerne nehmen ihre Verantwortung für Transparenz, gute Arbeitsbedingungen und die Umwelt nur unzureichend wahr. Jetzt muss die Politik handeln und für gesetzliche Leitplanken zu sorgen.
Die Digitalisierung verändert die Machtverhältnisse in einen Mode-Kapitalismus!
In der Schweiz werden heute bereits drei von zehn Kleidungstücken im Internet gekauft. Vor allem die grossen Onlinehändler und Handelsplattformen wachsen rasant: Zalando, Amazon, Shein und Co. haben sich binnen nur eines Jahrzehnts zu dominierenden Akteuren im globalen oder zumindest europäischen Modemarkt entwickelt. Sie beeinflussen zunehmend das Angebot sowie die Daten, das Surfverhalten und die Bildschirmzeit von Konsument*innen.
Doch wie verantwortungsvoll und transparent sind die digitalen Player? Für unseren Firmencheck haben wir zehn der bekanntesten Onlinehändler in der Schweiz unter die Lupe genommen: About You, Alibaba, Amazon, Asos, Bonprix, Galaxus, La Redoute, Shein, Wish und Zalando. Public Eye wollte wissen:
Sind Lieferketten transparent, oder wird die Herkunft geheim gehalten?
Sorgen die Onlinehändler für existenzsichernde Löhne in den Lieferketten, oder dulden sie Armutslöhne?
Wie transparent ist die Logistik der Firmen, und sind die Arbeitsverhältnisse sicher oder prekär?
Und was passiert mit Retouren? Werden diese vernichtet, oder sorgen die Firmen dafür, dass sie weiterverwendet werden?
Hauptergebnisse des Berichtes
Die Recherche zum Online-Modehandel von Public Eye zeigt: Es besteht dringender Handlungsbedarf, denn die Online-Konzerne nehmen ihre Verantwortung für Transparenz, gute Arbeitsbedingungen und die Umwelt unzureichend wahr.
Keine Handelsplattform macht Lieferketten-Transparenz für Fremdmarken zum Kriterium für die Aufnahme in seine Shops.
Bei keinem Onlinehändler fanden wir Hinweise, dass auch nur ein Teil der Arbeiter*innen, die Bekleidung herstellen, einen existenzsichernden Lohn erhält.
Nur 1 Unternehmen hat eine vage Verpflichtung zur Sicherstellung von Existenzlöhnen veröffentlicht.
Bei 7 Händlern entdeckten wir zumindest einige konkrete Informationen zur Logistik, allerdings ohne Details (z.B. Anzahl der Beschäftigten).
Sichere, nicht-prekäre Arbeitsverhältnisse in der Logistik? Nirgends fanden wir Hinweise, dass dies für den Grossteil der Beschäftigten zutrifft.
Nur bei 4 Firmen fanden wir Statements zur Vermeidung der Retouren-Vernichtung, verbindliche Richtlinien bei keiner.
Jetzt muss die Politik handeln und für gesetzliche Leitplanken zu sorgen. Public Eye fordert mit einem Appell vom Parlament ein Gesetzespaket für Verantwortung und Transparenz im Modehandel:
Eine Pflicht zur Einhaltung von Menschenrechten inklusive der Bezahlung existenzsichernder Löhne sowie Transparenz, damit Ausbeutung verhindert wird und klar ist, in welchen Fabriken Kleidung oder Schuhe hergestellt werden;
Ein Vernichtungsverbot für neuwertige Produkte, damit unverkaufte Retouren und Restbestände nicht im Müll landen;
Besseren Rechtsschutz und Kontrollen in der Logistik, damit Arbeitsrechte eingehalten werden und Jobs nicht prekär sind.
Wie kannst du bei der Kampagne mitmachen?
Ganz einfach: Indem du den Appell an die Politik unterzeichnest und ihn mit deinen gesamten Umfeld teilst. Deinen Freund*innen und Verwandten - deinen Nachbarn und Bekannten. Ausserdem gibt es die Möglichkeit, an den vier Online-Webinaren im Juni teilzunehmen, mitzuhören und mehr über den Onlinehandel zu erfahren. Zudem kannst du mit den Ad-Busting Aktionen gegen Unternehmen über die Sozialen Medien richtig aktiv werden. Infos zu den Online-Webinaren und Ad-Busting Aktionen erhältst du per Mail, wenn du den Appell unterzeichnet hast oder aber auf der Website von publiceye.ch und natürlich in den Sozialen Medien.
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